5. Internationaler Chorwettbewerb Budapest
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Autor:
KIT Kammerchor
- Datum: 10.04.1995
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Ort: Großer Saal des Pesti Vidagó Budapest
Programm
Antonio Caldara: La Speranza
Ernst Pepping: Lob der Träne 6&7
Gioacchino Rossini: Toast pour le nouvel an
Bericht
Badische Sängerzeitung Juni 6.95
Goldenes Diplom für Kammerchor der Universität Karlsruhe
Beim 5. Internationalen Chorwettbewerb in Budapest vom 9. - 12. April 1995 konnte der Kammerchor der Universität Karlsruhe einen beachtlichen Erfolg erzielen. Die 22 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Nikolaus Indlekofer belegten in ihrer Kategorie (gemischte Chöre ohne Pflichtwerk) den zweiten Platz und erhielten aufgrund der hohen Punktzahl das Goldene Diplom.
Nikolaus Indlekofer hatte seinen Chor intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet. Es war das erste Mal, daß sich der seit 1989 bestehende Kammerchor einem internationalen Leistungsvergleich unterziehen wollte. Entsprechend hoch mußte demnach der Einsatz sein, den alle Beteiligten bereits in der Vorbereitung auf diese Herausforderung zu erbringen hatten.
Während der sonst „chorfreien" Semesterferien im Februar und März trafen sich die Choristen, zumeist Studierende der Karlsruher Universität und der Fachhochschulen, mit ihrem Dirigenten zu regelmäßigen wöchentlichen Proben; hinzu kamen zwei ausgedehnte Probenphasen an Wochenenden.
Die Anstrengungen dieser präzisen Einstudierung, der musikalischen Feinarbeit und der Stimmbildung sollten sich auszahlen. Optimal vorbereitet und hochmotiviert fuhr der Kammerchor nach Ungarn.
Die Musiktage begannen am 9. April in der Franz Liszt Musikakademie, wo Göncz Árpád, der Präsident der Republik Ungarn und Schirmherr des Festivals, die Teilnehmer aus aller Welt begrüßte. Auf dem Programm des anschließenden Eröffnungskonzertes stand das multi-kulturelle Werk 'African Sanctus' des Briten David Fanshawe, dessen Kredo „eine Welt - eine Musik" richtungsweisend für die Chortage sein sollte.
Der eigentliche Wettbewerb, an dem 62 Chöre aus 16 Nationen teilnahmen, wurde an den zwei folgenden Tagen im großen Saal des prächtigen Pesti Vidagó (Konzerthaus) am Donauufer ausgetragen. Hier mußte nun der Kammerchor der Universität Karlsruhe vor einer fünfköpfigen internationalen Jury und einem kritischen Publikum sein Können unter Beweis stellen. Bereits die Literaturauswahl, die Nikolaus Indlekofer getroffen hatte, zeugte von Niveau und Selbstbewußtsein.
Zum Auftakt hatte er ein Stück des italienischen Renaissance Komponisten Antonio Caldara mit dem programmatischen Titel „La Speranza" (Die Hoffnung) gewählt. das der Chor intonationstreu und äußerst einfühlsam wiedergab. Es folgte ein Werk des 20. Jahrhunderts: Ernst Peppings „Lob der Träne", ein anspruchsvoll komponiertes Bänkellied mit lautmalerischer Textgestaltung wurde in rhythmischer Exaktheit und mit feinen dynamischen Abstufungen dargeboten. Ein Beispiel dafür, wie flexibel im Vortrag sich Dirigent und Chor auf die Aussage des Textes einzustellen vermögen. Mit dem spritzigen französischen Trinklied „Toast pour le nouvel an" von Gioacchino Rossini beendete das Karlsruher Ensemble seinen Vortrag. Alle drei Musikstücke waren unter dem souveränen Dirigat von Nikolaus Indlekofer mühelos bewältigt worden.
Das fachkundige Publikum, das vom ersten bis zum letzten Ton in absoluter Ruhe und gespannter Aufmerksamkeit gelauscht hatte, spendete reichen Beifall. Nun hieß es nur abzuwarten, wie die Jury technische Ausführung und künstlerische Interpretation bewerten würde.
Riesig war dann die Freude, als nach Beendigung dieses Wettbewerbteils die Plätze für die Kategorie, in der 12 gemischte Chöre ihr Können gezeigt hatten, mitgeteilt wurden:
Zweiter Platz für den Kammerchor der Universität Karlsruhe und Goldenes Diplom.
Das Ergebnis war äußerst knapp: Nicht einmal zwei Punkte trennten die Karlsruher vom Sieger aus Taiwan. Dieser Erfolg zeigt, daß sich der noch junge Chor bereits international messen kann.
Die Chortage gingen am folgenden Abend mit einer festlichen Schlußveranstaltung im Kongreßzentrum Budapest zu Ende, wo neben Persönlichkeiten aus der ungarischen Politik und Verwaltung auch die Ehrenpräsidentin des Festivals, die Witwe des Komponisten Zoltán Kodály, anwesend war.
Nach dem sehr spannenden Großpreiswettbewerb fand die Preisverleihung statt. Dazu wurden alle Dirigenten auf die Bühne gebeten, wo sie einzeln aufgerufen und gewürdigt wurden. Glücklich nahm Nikolaus Indlekofer die Urkunde aus den Händen Gábor Hollerungs, des künstlerischen Leiters der Veranstaltung, entgegen.
Die erreichte Auszeichnung ist für den Kammerchor und seinen Dirigenten Ansporn dafür, die bisher geleistete Arbeit mit gleichem Einsatz fortzuführen und dabei stets die Freude am gemeinsamen Musikerlebnis zu bewahren.
Margit Bickelhaupt