Alleluja - Geistliche Chormusik
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Autor:
KIT Kammerchor
- Datum: 26.11.2022
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Ort: St. Elisabeth, Karlsruhe
Programm
Ralph Manuel (*1951)
Alleluja
Hugo Distler (1908-1942)
Das ist je gewisslich wahr, op. 12,8
Georg Phillip Telemann (1681-1767)
Fantasie Nr. 8 für Violine solo
Heinrich von Herzogenberg (1843-1900)
Mache dich auf, werde Licht, op. 81,14
Jacek Sykulski (*1964)
Pater Noster
Eugène Auguste Ysaÿe (1885-1931)
Sonate für Violine solo, G-Dur op. 27 Nr. 5 Aurora
Laurence Traiger (*1956)
Hymns to Light
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Sonate für Violine solo a-Moll BWV 1003 Andante
Eric Whitacre (*1970)
Alleluja
ZUM PROGRAMM
Ralph Manuel lebt als freischaffender Komponist in Dallas, Texas. Er stammt aus Oklahoma, wo er auch an der Oklahoma City University ein Musikstudium absolvierte. Über zwanzig Jahre arbeitete er in Brasilien als Missionar und Musiklehrer der Baptist Church.
Seine Werke umfassen vorwiegend Motetten, geistliche Lieder und Klaviermusik. Das Alleluja bildet mit dem Schlussstück von Whitacre den Rahmen unseres Konzertes.
Hugo Distler begann im Jahr 1934 mit der Arbeit an einem Motettenzyklus, der ursprünglich das ganze Kirchenjahr mit 52 Motetten umfassen sollte. Er war seit 1933 Kirchenmusiker in Lübeck und begann seine „Geistliche Chormusik" op. 12 mit den ersten Motetten und dem „Totentanz". Bis zum Jahr 1936 waren 7 große Motetten vollendet. Im Jahr darauf wurde er an die Musikhochschule in Stuttgart als Kompositionslehrer und Leiter des Hochschulchores berufen. Die Arbeit an den Motetten kam nicht voran, aber sein bekanntestes Werk, das „Mörike-Liederbuch", wurde ein sehr großer Erfolg.
Die beiden Motetten Nr. 8 „Das ist je gewisslich wahr" und Nr. 9 „Fürwahr, er trug unsere Krankheit" wurden im Jahr 1941 in Berlin erstmals aufgeführt. Sie sollten die Letzten in der geistlichen Chormusik Hugo Distlers bleiben.
Die sich ständig verschärfende Verfemung durch die Nationalsozialisten trieben ihn in den Tod. Am 1. November 1942 nahm er sich das Leben.
Jacek Sykulski war Absolvent der Jerzy-Kurczewski-Chorschule in Poznan. Dort sang er als Kind im Posener Knabenchor. Er absolvierte die Musikakademie in Poznan in der Klasse für Komposition und Klarinette. Als Komponist wurde er berühmt, als er den Auftrag bekam, die Musik der Hymne des VI. Weltjugendtags 1991 zu schreiben. Zusammen mit Papst Johannes Paul II wurde die Hymne in Czestochowa gesungen. Von 1996 bis 2010 war er Dirigent und künstlerischer Leiter des Akademischen Chores der Universität Adam Mickiewicz in Poznan. 2003 wurde er Leiter des Posener Knabenchors.
Das "Pater noster" entstand bereits 2009 und wurde 2015 für eine Aufführung durch den RIAS-Kammerchor in Berlin überarbeitet. Der erste Teil dieses dreiteiligen Werkes für achtstimmigen Chor (Tenor und Sopran auch dreifach geteilt) beginnt mit der Anrufung "Pater noster" homophon in a-Moll, um dann die gregorianische liturgische Melodie des Vaterunsers kanonisch und aleatorisch, wie ein kontemplativer Gemeindegesang, einzuführen. Der Mittelteil ruft das "Dein Reich komme" rhythmisch deklamatorisch immer insistierender, fordernder an, mit hypnotischen Wiederholungen und Steigerungen. Im letzten Teil kehrt Sykulski wieder zu der Anfangsharmonie zurück, jetzt jedoch einen Halbton tiefer auf As, um nochmals eine Steigerung zu den Worten "sed libera nos a malo - und erlöse uns von dem Bösen" aufzubauen, die unaufgelöst als Paradigma unseres unvollkommenen irdischen Seins in einem diatonischen Cluster auf As endet.
Heinrich Herzogenberg studierte an der Universität Wien Jura und am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bei Felix Otto Dessoff Musik. Über seinen Lehrer kam er in Kontakt mit Johannes Brahms. In der Wiener Gesellschaft lernte er seine spätere Frau Elisabeth von Stockhausen kennen, die eine Tochter des hannoverschen Gesandten am Hof war. Nach erster künstlerischer Tätigkeit in seiner Heimatstadt Graz übersiedelte er zusammen mit seiner Frau, die er 1868 geheiratet hatte, 1872 nach Leipzig und gründete dort 1875 gemeinsam mit Franz von Holstein, Philipp Spitta und Alfred Volkland den Leipziger Bach-Verein, den er später auch selbst leitete. Die Beschäftigung mit dem Werk Bachs beeinflusste auch seinen eigenen Kompositionsstil nachhaltig. Die Bekanntschaft mit Brahms vertiefte sich, ein reger Briefwechsel, auch zu aktuellen Kompositionsfragen, ebnete den Weg für Besuche Brahms' in Leipzig.
Herzogenberg schrieb zwei Sinfonien, sinfonische Dichtungen und Kammermusik, vor allem aber sehr viel Chormusik. Das sind viele Chorsinfonische Werke wie eine Totenmesse und eine Passion, Die Geburt Jesu und vieles mehr. Die Motette „Mache dich auf" ist ein Teil von Liturgischen Gesängen, die Herzogenberg nach den entsprechenden Feierzeiten zusammengestellt hat. In diesem Fall ist es die Adventszeit, für die eine Andacht musikalisch komponiert wurde.
Laurence Traiger studierte an der Universitat Kansas, am Mozarteum Salzburg, am Conservatoire National in Paris und in der Meisterklasse an der Hochschule in München. Sein umfangreiches Werkverzeichnis umfasst Kammermusik, Chormusik und pädagogische Werke. Traiger bekam Kompositionsaufträge von renommierten Ensembles und Rundfunkchören. Laurence Traiger ist Professer an der Hochschule für Musik und Theater München und lehrt auch an der Universität der Künste „Mozarteum".
Hymns to Light ist ein Auftragswerk von Markus Utz, Leiter des Vokalensemble „Cantissimo". Die fünf lateinischen Originalhymnen stammen aus dem „Kemptener Hymnar" aus dem 11. Jahrhundert. Sie klingen am Anfang jeder Hymne und fließen übergangslos in fünfstimmige poetische Übersetzungen in englischer Sprache. Es handelt sich hier also um eine Zusammenarbeit von zwei Komponisten, welche aber ein Jahrhundert trennt.
Der Komponist Eric Whitacre ist derzeit einer der bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten. Weltweit bekannt wurde er durch seine Arbeit mit virtuellen Chören, deren chorale Gemeinschaft per Internet hergestellt wird. Zu ihren Stücken zählen u. a. Lux Aurumque und Sleep, die aus Videos von Internetnutzern zusammengesetzt wurden.
Whitacre komponierte zusammen mit Hans Zimmer das Stück Mermaids und dirigierte einen Teil der Chorpassagen der Musik für den Film Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten.
Nikolaus Indlekofer